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Chronik

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In der Hechinger Stadtchronik liest man vom Dasein und der Verurteilung einiger Hexen im Mittelalter: Die Hebamme Ursel wurde wegen Hexerei verbrannt wurde und während ihres Feuertodes braute sich ein grausiges Unwetter zusammen. Das Schützenweib von Jungingen hatte „Glück“, sie wurde 1576 wegen Hexerei lediglich aus der Grafschaft ausgewiesen. 1588 wurde eine Frau aus Rangendingen des Landes verwiesen, nachdem man ihr die Zunge abgeschnitten hatte, nur weil man glaubte, sie sei eine Hexe. Eine wegen Hexerei verurteilte Frau wurde 1626 auf einem Wagen, auf dem sie gefoltert und gepeinigt wurde, zur Richtstatt gebracht und dort durch den Feuertod von ihren Qualen erlöst. Dies wiederholte sich in Hechingen in regelmäßigen Abständen.

Die letzte schriftlich festgehaltene Hinrichtung einer wegen Hexerei Verurteilten ist im Jahr 1653 aufgeführt. Es wurde zwar schillernd über die Verurteilung und Folterung der Hexen, aber wenig über ihr typisches äußeres Erscheinungsbild Zeugnis abgelegt; wohl aber, dass „schon ein auffällig bunter Rock verdächtig war“. Auf diesen Auszügen der Stadtchronik basierend taten sich 1980 ein paar Hechinger Jugendliche zusammen, bastelten Hexenmasken aus Pappmaché nach einer Vorlage einer früher entworfenen Holzhexenmaske und zogen an Fastnacht durch Hechingen. 1990 wurde dann, nachdem es immer mehr Maskenträger geworden waren und man sich auch auf ein einheitliches Häs geeinigt hatte, die „Narrenvereinigung 1990 Zoller-Hexen Hechingen e. V.“ gegründet. Das Häs bestand aus einem knallroten Rock („auffällig bunt“), einer grünen Schürze, einer weißen Bluse, einer schwarzen Stola, Strohschuhen, weiß-grün gestreiften Strümpfen und Besen. Die Maske hat langes geflochtenes Haar und ein grünes Kopftuch. Seit dem Eintrag in das Vereinsregister erfuhr der Verein viel Aufschwung. So wurden die „Zoller-Hexen“ 1995 nach einjähriger Probezeit als 16. Verein in den „Narrenfreundschaftsring Zollernalb“ aufgenommen.

Der Verein besteht derzeit aus ca. 460 Mitgliedern, von denen rund 250 aktive Hästräger sind. Inzwischen pflegt der Verein langjährige Freundschaften zu anderen Narrenvereinen von der Schweiz über Schwarzwald zum Bodensee. Ebenso ist er in Hechingen vom Fasnetsgeschehen nicht mehr wegzudenken. Der Schwerpunkt ihrer Vereinsarbeit ist die Pflege des Brauchtums und die Jugendarbeit, was neben dem Feiern der Fasnet auch Ausflüge, Grillfeste, Turniere usw. beinhaltet.

"Zollerhexe"

Das Hexenhäs besteht aus einer Maske mit erschreckendem Gesichtsausdruck unter dem grünen Kopftuch. Über dem roten Rock werden eine weiße Bluse, eine grüne Schürze und eine schwarz gehäkelte Stola getragen. Darunter zeigt die Hexe neben ihren grün-weißen Strümpfen gerne ihre „Stehbrunzer“. Auch gehören Handschuhe, Besen und Strohschuhe zum Erscheinungsbild der Hexen dazu.

Während eines Umzuges werden den Zuschauern verschiedene kleinere Darbietungen geboten. Höhepunkt ist aber die Hexenpyramide. Dargeboten wird sie in doppelter Ausführung: Einmal von den Junghexen und hoch hinaus von wagemutigen großen Hexen.

Die Narrenvereinigung „1990“ Zoller-Hexen e.V. ist ein Verein für die ganze Familie. Die Altersspanne der Mitglieder liegt zwischen 2 Monaten und 70 Jahren. Nicht nur an der Fasnet ist bei den Hexen etwas los, auch unter dem Jahr festigen Ausflüge, Grillfeste, Bastel- und Kindernachmittage die Kameradschaft. Für die zahlreichen Junghexen stehen mittlerweile 3 Betreuerinnen, die unter anderem auch Kindertänze einstudieren, zur Verfügung.

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"Hacho"

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Die Auseinandersetzung der aktiven Hexenführung mit der Hechinger Fasnet brachte eine erstaunliche Entdeckung zu Tage, mit der Folge der Wiederbelebung einer früheren Narrenfigur. Zudem ist diese Narrenfigur eng mit der Geschichte der Stadt Hechingen verbunden.

Der „Hacho“ soll der Gründer einer Ansiedlung mit dem Namen Hachungen gewesen sein. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann der Name Hechingen, der erstmals 786 schriftlich erwähnt wird. Heute ist der „Hacho“ als Fasnetsfigur wieder in Hechingen zu sehen.

Das Erscheinungsbild des Hacho soll seine alemannische Herkunft darstellen. Der Hacho ist ein Weißnarr, dessen Leinenhäs mit verschiedenen Motiven bemalt ist. Auffallend sind die reiche Bortenverzierung und das Schoßröckchen am unteren Teil des Oberteils. Auf dem Kopf trägt er Gänsefedern nach einer Hechinger Sage. Rollengurte und ein Brezelstab vervollständigen das schöne Narrenkleid. Den Hacho gibt es in 2 Versionen, als jungen Hacho und als alten Hacho.

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